Nicht obstruktive Schlafapnoe
(Lat.) Obstruere: verhindern; Apnoe (griech.): Nicht-Atmung, d.h. Aussetzen der Atmung
Atmung können wir (tagsüber) zwar willentlich beeinflussen, die meiste Zeit jedoch – und vor allem nachts – steuert unser Atemzentrum im Hirnstamm Rhythmus und Tiefe der Atmung ganz automatisch und reguliert ganz nach Bedarf.
Was ist eine nicht obstruktive Schlafapnoe?
Bei der nicht obstruktiven Schlafapnoe kommt es – im Gegensatz zur obstruktiven Schlafapnoe – nicht zu einer rein mechanischen Störung der oberen Atemwege sondern zu einer Störung der Atemregulation. Schlafbezogene Atmungsstörungen ohne Obstruktion sind eine sehr heterogene Gruppe, zu der sehr verschiedene Erkrankungen mit den unterschiedlichsten Störungen gehören.
Grob unterteilt werden sie in zentrale Schlafapnoesyndrome und schlafbezogene Hypoventilationssyndrome. Gemeinsam ist ihnen, dass es zu einer reduzierten Aufnahme von Sauerstoff kommt. Gleichzeitig wird das bei der Atmung entstehende Kohlendioxid (CO2) nicht schnell genug abgeatmet. Der Organismus wird dadurch nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt.
Symptome
Zentrale Schlafapnoesyndrome äußern sich typischerweise meist recht unspezifisch und die Beschwerden sind gering. Je nach Form der nicht obstruktiven Schlafapnoe, zählt man eine bestimmte Anzahl von Apnoen oder Hypopnoen pro Stunde Schlaf (s. AHI-Index). Die Atmungsunregelmäßigkeiten werden oft auch vom Partner nicht bemerkt, werden jedoch häufig von Schnarchen begleitet. Während des Schlafes kommt es häufig zu sich wiederholenden Arousals (Weckreaktionen) und damit auch zu einer möglichen Schlaffragmentierung. Zentrale Schlafapnoesyndrome zeichnen sich durch folgende Symptome aus:
- Tagesschläfrigkeit oder sogar -müdigkeit (Hypersomnie) mit Konzentrationsschwierigkeiten und Leistungsschwächen als Folge
- Ein- und/oder Durchschlafstörung (Insomnie)
- Erwachen mit Atemnot, was durch vertieftes Atmen wieder schnell beseitig wird
Schlafbezogene Hypoventilationssyndrome weisen eine reduzierte Atmung über ein längeres Zeitfenster während des Schlafes auf. Die reduzierte Atmung führt dazu, dass das Blut einen erhöhten Kohlendioxidgehalt (Hyperkapnie) oder einen zu geringen Sauerstoffgehalt (Hypoxämie) aufweist.
Die Betroffenen bemerken in der Frühphase der Erkrankung eine gering ausgeprägte Atemnot (Dyspnoe) unter körperlicher Belastung und berichten von:
- Ein- und Durchschlafstörungen (Insomnien)
- Kopfschmerzen am Morgen
- Tagesmüdigkeit
- Konzentrationsstörungen und Leistungseinschränkungen am Tag
Ursachen
Bei einem zentralen Schlafapnoesyndrom kommt es trotz offener oberer Atemwege immer wieder zu einem verminderten oder einem (reflektorisch) gesteigerten Atemantrieb. Über den Regelkreis der Atmung kommt es dadurch zu einem ständigen Wechsel von Hyper- und Hypoventilation bis hin zu einer zentralen Apnoe. Bekanntestes Beispiel eines zentralen Schlafapnoesyndroms ist die Cheyne-Stokes-Atmung.
Beim schlafbezogenen Hypoventilationssyndromen besitzt der Betroffene entweder
- eine primäre Atemmuskelschwäche (durch eine eingeschränkte CO2-Empfindlichkeit, d.h. die Regulation über das Zentrale Nervensystem ist gestört und der Organismus reagiert nicht auf den steigenden CO2-Spiegel im arteriellen Blut). Die Atempumpe funktioniert. Oder aber
- es kommt zu einer Erschöpfung der Atempumpe (aufgrund einer erhöhten chronischen Belastung, starkes Übergewicht) bei gleichzeitig normal funktionierendem zentralen Atemantrieb.
Angeborene Hypoventilationssyndrome sind relativ selten. Häufiger sind die sogenannten sekundären Formen, die im Rahmen ihrer zugrunde liegenden Krankheit (z.B. einer Adipositas oder einem Lungenhochdruck) ab einem gewissen Schweregrad fast immer vorhanden sind. Eine nicht obstruktive Schlafapnoe kann immer auch in Kombination mit einer obstruktiven Schlafapnoe auftreten.
Risiken
Zahlen zu Häufigkeit und Prognose der zentralen Schlafapnoesyndrome in der Gesamtbevölkerung sind nicht bekannt, ebenso wenig wurde bis heute untersucht, ob es eine genetische Veranlagung gibt und sich die Syndrome familiär häufen.
Zu den Risikofaktoren gehören:
- Herzinsuffizienz
- Niereninsuffizienz
- Durchblutungsstörungen des Gehirns (z.B. nach Schlaganfall, Vergiftungen, durch Gefäßsklerose)
- Längerfristige Einnahme von Opioiden
- Aufenthalt in größer Höhe
Die Cheyne-Stokes-Atmung ist – als häufige Sonderform des zentralen Schlafapnoesyndromes – oft mit sehr schweren Erkrankungen assoziiert wie etwa einer manifesten Herzinsuffizienz, einem Schlaganfall, seltener auch mit Nierenversagen. 25 bis 40% der Patienten mit Herzinsuffizienz weisen die typische Cheyne-Stokes-Atmung auf, wobei sich die Cheyne-Stokes-Atmung negativ auf den klinischen Verlauf der Herzinsuffizienz auswirken kann. Umgekehrt gilt es als gesichert, dass sich eine erfolgreiche Behandlung der Cheyne-Stokes-Atmung positiv auf die Lebenserwartung auswirkt.
Auch Patienten mit Schlaganfall zeigen zu ca. 10% eine Cheyne-Stokes-Atmung. Ingesamt tritt die Cheyne-Stokes-Atmung bei Männern häufiger auf als bei Frauen. Betroffen sind fast ausschließlich Patienten über 60 Jahre.
(Sekundäre) Hypoventilationssyndrome sind als Ausdruck der ihnen zugrundeliegenden Erkrankungen ab einem bestimmten Schweregrad fast immer vorhanden.
Diagnostik
Die Diagnostik erfolgt mittels polysomnographischer Untersuchung im Schlaflabor.
Therapie
Beim zentralen Schlafapnoesyndrom steht eine kausale Therapie an erster Stelle, d.h. das Ziel ist eine Besserung der Ursache, erst danach der Symptome. Liegt der zentralen Schlafapnoe eine organische Erkrankung, wie z.B. eine Herzinsuffizienz zugrunde, wird zunächst versucht werden, die Ursache über eine medikamentöse Therapie zu reduzieren. Sind ein Schädel-Hirn-Trauma oder eine organische Behinderung der Nasenatmung die Ursache, würde eine neurologische Rehabilitation bzw. eine operative Korrektur die Therapieoption der Wahl. Zeigt der Patient jedoch weiterhin mehr als 30 zentrale Apnoen pro Stunde Schlaf und liegen nach wie vor Symptome vor, kann eine Beatmungstherapie angezeigt sein.
Auch bei der Behandlung von schlafbezogenen Hypoventilationssyndromen steht die kausale Therapie im Vordergrund und richtet sich bei sekundären Formen nach der Grunderkrankung.